Predigt für den Stephanitag zu Weihnachten

Themen: Das Martyrium als Glanz der Wahrheit und des wahren Friedens

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(Padre Alex - Kirchenrektor Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik)


Andächtige in Christus, unserem Erlöser!

Schon am zweiten Weihnachtstag werden wir durch den ersten Märtyrer, den hl. Stephanus, deutlich erinnert, wie sehr Krippe und Kreuz zusammengehören. Unsere Freude konzentriert sich heute also nicht nur auf die wunderbare Geburt unseres Herrn, sondern auch auf den himmlischen Geburtstag eines Mannes, der in vollkommener Weise Jesus nachgefolgt ist, der in wahrer christlicher Gesinnung gestorben ist.

Wie der Diener Gottes Johannes Paul II. in seiner großen Moralenzyklika Glanz der Wahrheit vom 6. August 1993 schreibt, ist das Martyrium ein leuchtendes Zeichen der Heiligkeit der Kirche. Ein solches Zeugnis bietet einen außerordentlich wertvollen Beitrag, damit wir nicht in die gefährlichste Krise geraten, die uns überhaupt heimsuchen kann: die Verwirrung in bezug auf Gut und Böse. Insbesondere die Märtyrer erleuchten durch ihr faszinierendes Beispiel jede Epoche durch das Wiederbeleben des sittlichen Empfindens. Durch ihr hervorragendes Zeugnis für das Gute sind sie ein lebendiger Vorwurf für all jene, die das Gesetz überschreiten (vgl. Weish 2,12), und machen die Worte des Propheten Jesaja ständig neu aktuell: "Weh euch, die ihr das Böse gut und das Gute böse nennt, die ihr die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis macht, die ihr das Bittere süß macht und das Süße bitter" (Jes 5,20). Leider bewahrheiten sich auf diese Weise heute immer wieder die Worte des Johannesevangeliums: "Die Finsternis hat das Licht der Menschen nicht erfaßt." (vgl. Joh 1,5)

Wenn das Martyrium den Höhepunkt des christlichen Zeugnisses auch für die sittliche Wahrheit bildet, zu dem nur vergleichsweise wenige berufen sein können, so gibt es für unsere Breiten dennoch ein ähnliches Zeugnis, zu dem alle Christen täglich bereit sein sollen, auch auf Kosten von Leiden und schweren Opfern. In der Tat sind wir angesichts der vielfältigen Schwierigkeiten, welche die Treue zur sittlichen Ordnung auch unter den gewöhnlichsten Umständen verlangen kann, mitunter zu heroischem Bemühen aufgerufen, wobei uns dank der im Gebet erflehten göttlichen Gnade die Tugend der Tapferkeit stützen wird. Mit Hilfe der Tapferkeit ist es sogar möglich - wie der heilige Gregor der Große lehrt - "die Schwierigkeiten dieser Welt im Blick auf den ewigen Siegespreis" zu lieben. Die Kardinaltugend der Tapferkeit läßt also in Schwierigkeiten standhalten. Sie festigt die Entschlossenheit, Versuchungen zu widerstehen und im sittlichen Leben Hindernisse zu überwinden. Die Tugend der Tapferkeit befähigt manchmal sogar, die Angst vor dem Tod zu besiegen und Verfolgungen die Stirn zu bieten. Sie macht bereit, für eine gerechte Sache auch das eigene Leben zu opfern.

Aber was macht einen solchen Tod zum christlichen Martyrium? Schauen wir auf den hl. Stephanus: Nachdem er für den verherrlichten Jesus Christus vor jüdischen Gruppen aus verschiedenen Ländern sein Zeugnis abgelegt hatte, wurde er gesteinigt. Vor seinem Tod rief er die entscheidenden Worte "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" (Apg 7,60) Das ist die Ur-Einstellung jedes christlichen Märtyrers. "Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Ein echter Märtyrer ist nicht rachsüchtig, sondern wünscht die Bekehrung und Rettung auch seiner größten Feinde. Im Falle des hl. Stephanus wurde das Gebet mindestens in einem ganz bekannten Fall erhört: Der grausam wütende Saulus, der auf Erden sein Verfolger gewesen war, wurde schließlich im Himmel sein Genosse als der große Völkerapostel Paulus. Nur diese christliche Haltung der vollkommenen Vergebungsbereitschaft kann schließlich den Kreislauf der Rache und des Krieges immer wieder durchbrechen. Wo wir leben, dort gilt immer: Besiege das Böse mit der Liebe, mit dem Guten. So eigentümlich es klingen mag, jeder Märtyrer ist ein strahlender Beitrag zu einem echten Frieden - zu einem Frieden, der auf dem Fundament der Wahrheit und der Gerechtigkeit bestehen bleiben kann. Friede um jeden Preis zu suchen, das wäre die falsche Konsequenz von Weihnachten. Den hl. Glauben und den Kampf gegen die Sünde dürfen wir nie aufgeben. Jesus Christus, der allein Frieden schenken kann, sagt uns ja heute im Evangelium: "Ihr werdet um meines Namens willen von allen gehaßt werden; Brüder werden einander dem Tod ausliefern und Väter ihre Kinder." (Mt 10,18) Der Gottmensch in der Krippe ist es, dem wir mit Glaube, Hoffnung und Liebe völlig anhangen wollen, er ist es, an dem sich die Geister scheiden. "Nehmt euch vor den Menschen in acht!" ruft er uns zu (Mt 10,17). Solange wir also noch in der Zeit vor der Wiederkunft Christi leben, gibt es für jeden von uns genügend Gelegenheiten, für Jesus Christus tapfer einzustehen, Zeugnis, also Martyrium, abzulegen.

Liebe Andächtige! Das vergangene Jahr der Eucharistie hat uns gezeigt: im Mittelpunkt der christlichen Religion und des religiösen Lebens steht der tägliche Mitvollzug des Opfers von Golgotha, also die von Christus Jesus selbst eingesetzte Heiligste Eucharistie, die Heilige Messe. Daraus folgt: wir müssen immer wieder Schüler Jesu Christi werden. Wir müssen Kreuzträger werden. Das Jesuskind wäre traurig, wenn die Teilnehmer an seinem Opfer in der Heiligen Messe ihre Verpflichtung zu Sühne und Opfer im Leben vergessen würden, er wäre traurig, wenn die Kommunizierenden ihre im Leben geforderte Bereitschaft zum Martyrium, d. h. zum klaren Bekenntnis der ganzen katholischen Glaubens- und Sittenlehre in Wort und Tat vergessen würden. Unsere Weihnachtsfreude erreicht erst dann ihre volle Wirkung, wenn sie uns zum beständigen Zeugnis für das göttliche Erlöserkind, für den heiligen katholischen Glauben und die Kirche Christi führt, ohne Menschenfurcht. Wer nämlich "bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet." (Mt 10,22) AMEN.


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