Predigt bei einer Hl. Seelenmesse / Andere Predigt (in der Osterzeit)

Themen: Der katholische Blick auf den Tod

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(Padre Alex)


Liebe andächtige Trauernde!

Wie Gott durch die schwersten Leiden hindurch seine Ziele und das Beste für jeden Menschen erreicht, was auch vom jeweiligen Menschen abhängt, das werden wir erst erkennen, wenn auch unsere unsterblichen Seelen unsere Leiber verlassen und vor Gott hintreten müssen, um Rechenschaft zu geben über unser einmaliges kurzes Leben, das über die Ewigkeit entscheidet, das darüber entscheidet, ob wir nach Vollendung der Weltgeschichte und bei der triumphierenden Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus, wenn alle Seelen wieder ihren menschlichen Leib in neuer Form erhalten, ob wir also als Auferstandene auf ewig den Schafen oder den Böcken zugezählt werden.

Die Frage erhebt sich: Warum müssen wir sterben? Andererseits wäre aber auch die Vorstellung von einem nicht endenden Leben in der jetzigen Form furchtbar. Auf der einen Seite steht das Ende des irdischen Lebens einer kostbaren Persönlichkeit, auf der anderen Seite bestehen vergleichsweise wertlose Dinge weiter, z. B. die Kleider, die er getragen. Wenn der Tod aber ein Versinken ins Nichts wäre, ein Aufhören unserer Seelen, dann wäre die Welt tatsächlich eine einzige furchtbare Sinnlosigkeit, dann wäre das tiefe Versprechen aller hohen Güter eine Lüge, unverträglich mit der Existenz eines allgütigen Gottes, die wir aber bekanntlich schon auf natürlicher Ebene mit Sicherheit erkennen können. Wir wissen, daß Gott für den sterblichen Menschen den Tod nicht vorgesehen hatte. Aber das erste Menschenpaar hat stellvertretend für alle Menschen Gottes Wort zurückgewiesen. Die Folgen dieses Sündenfalles belasten die Erde, so lange sie stehen wird. Die schlimmsten Folgen waren und sind Krankheit und Tod. Gott sandte aber seinen Sohn, um die Schuld der ersten Menschen und aller Menschen freiwillig am Kreuz hinwegzunehmen. Nur die unvorstellbare freiwillige Erniedrigung des Gottmenschen Jesus Christus für uns Sünder kann uns bei schwersten Schlägen im Leben helfen, nicht zu verzweifeln. Es gibt bei den letzten Rätseln um das Leben jedes Menschen nur einen klaren Hinweis für uns: die Kreuzigung Jesu Christi.

Liebe Andächtige! Wir wissen zwar alle, daß wir einmal sterben müssen, aber für wenige ist dies ein täglich waches Bewußtsein. Die meisten Menschen sind nicht todesbewußt, solange sie nicht krank oder in Gefahr sind. Heute dominiert der völlig unchristliche Wunsch, ohne viel Schmerzen irgendwann unvorbereitet einzuschlafen. Die bewußte, wenigstens monatliche Übung der christlichen Vorbereitung auf den Tod in Gebet und Betrachtung ist leider weitgehend in Vergessenheit geraten. Den Aufruf dieser Trauerstunde für jeden von uns hat ein christlicher Schriftsteller vor langer Zeit so formuliert: "In allen deinen Handlungen, in allen deinen Gedanken solltest du dich so verhalten, als ob du heute sterben müßtest. Wenn du ein gutes Gewissen hättest, würdest du den Tod nicht sehr fürchten. Es wäre besser, sich vor der Sünde zu hüten, als vor dem Tod zu flüchten. Falls du heute nicht bereit bist, wirst du es dann morgen sein?" (Nachfolge Christi 1,23,1) Im Paradies hätte es also den Tod mit all seinem Grauen nicht gegeben, sondern nur einen seligen Übergang vom Pilgerstand in den Endzustand. Aber der Tod erfährt durch den Glauben nun zwei Veränderungen: Erstens erhält der Tod einen Sinn als Strafe für die Erbsünde. Ungleich tiefer ist jedoch die zweite Veränderung: nach dem Tod fällt die große Entscheidung über unser ewiges Schicksal. Ist also das Sterbenmüssen als allgemeines Schicksal des Menschen eine Strafe für die Schuld Adams, so bezieht sich das Gericht, das jeden einzelnen nach dem Tod erwartet, darauf, ob dieser bestimmte Mensch im Stand der Gnade, d. h. in der Gott suchenden und Gott liebenden Grundhaltung ohne unbereute Todsünde starb. Dieses individuelle Gericht führt zur ewigen Verdammnis oder zur ewigen Seligkeit. Wir sehen ihm mit Furcht und Hoffnung entgegen. Im Leben der Heiligen gibt es Phasen, in denen der Tod als Stunde des Gerichts ihr Herz erzittern läßt, und Zeiten glühender Sehnsucht nach der ewigen Liebesvereinigung mit Jesus. Damit ist der Tod aber nicht mehr der Augenblick, in dem alles versinkt, sondern es ist von höchster Bedeutung, wie wir gelebt haben. Ob wir Jesu Ruf folgten oder nicht, gewinnt eine außerordentliche, die wahre, die wahrhaft gültige Bedeutung. Viele haben noch nicht erfaßt, daß es zur unendlichen Majestät Gottes gehört, den Menschen letztlich ernst zu nehmen, indem er der Frage von Gut und Böse die höchste Bedeutung einräumt. Wie entsetzlich wäre es, wenn er der Frage, wie wir mit unserem freien Willen antworteten, gleichgültig gegenüberstünde. Drückt sich in diesem letzten Ernstnehmen nicht die unendliche Liebe Gottes aus?

Das Wort der Kirche am Aschermittwoch: "Gedenke Mensch, daß du Staub bist und zum Staub zurückkehren wirst" weist darauf hin, daß der natürliche Aspekt des Todes nicht ganz aus dem Bewußtsein des Menschen schwinden darf. Es ist geradezu ein Merkmal für die Wahrhaftigkeit der Hl. Liturgie, daß sie den verschiedenen Aspekten des Todes gerecht wird. Das Gebet: "Herr, gib ihm die ewige Ruhe" betont das Aufhören aller Leiden, denen der Mensch in unserem Tal der Tränen ausgesetzt ist, und ebenso die Bewahrung vor der ewigen Verdammnis. Wäre dies aber das einzige Wort, so wäre es unbefriedigend. Aber das zweite Wort: "und das ewige Licht leuchte ihm" schließt nicht nur das von unvorstellbarer Wachheit erfüllte Sein der Seele in der Ewigkeit ein, sondern es läßt auch den wahren Sinn der ewigen Ruhe aufleuchten. Der bloße Wegfall der Leiden allein wäre ja noch keine Seligkeit.

Es ist zwar etwas unvorstellbar Schmerzliches, aber es ist auch eine Gnade, daß Gott sich viele gerettete, aber unvollkommene Seelen (die keine Todsünde unbereut mitgenommen haben) würdig macht. Die Armen Seelen im Fegefeuer können sich nun nicht selbst helfen, sie sind nicht mehr in unserem Stand, in dem sie sich noch verbessern könnten. Nur unsere Heiligen Messen, Gebete, aufgeopferten Bußwerke und gewonnenen Ablässe können auch unserer der Seele unseres Verstorbenen die Reinigungszeit abkürzen. Wenn man sich nun beim Tod eines geliebten Menschen - selbst wenn man zuversichtlich hoffen darf, daß er in die ewige Seligkeit eingegangen ist - also nur freuen würde, gibt man eine unvollständige Antwort. Erstens überspringt man gleichsam die furchtbare Trennung von dem geliebten Menschen, und außerdem das Übel, das der Tod für den Verstorbenen selbst darstellt. Es wäre ein Getue, als ob der Tod keine Strafe wäre. Wer so denkt, ist sogar in Gefahr, die Furcht vor dem Gericht zu überspringen. So könnte auch nicht die Antwort der liebenden Sehnsucht auf den Bräutigam Jesus Christus voll zustandekommen. Die gottgewollte Haltung zum Tod ist darum jene, die allen Aspekten des Todes in der richtigen Rangordnung gerecht wird, bei der aber der selige übernatürliche Aspekt das sieghafte letzte Wort hat. Da uns in Jesus wirklich die Barmherzigkeit Gottes aufgeleuchtet ist, "dessen Allmacht sich vor allem im Schonen und Erbarmen offenbart" (Kirchengebet), ist es eine große Aufgabe für jeden Christen, vor allem durch Gebet und Betrachtung vom natürlichen Aspekt des "drohenden" Todes zum glorreichen Aspekt der Hochzeit der Seele mit ihrem Bräutigam Jesus Christus zu gelangen, was gerade die heilige Fastenzeit wieder eindringlich in Erinnerung ruft. AMEN.


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(Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik)