Predigt bei einer Maiandacht

Themen: Wie steht der marianische Katholik zum sog. "Kirchenvolksbegehren" (1995) und zum sog. "Frauenpriestertum"?

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(Padre Alex)


Andächtige in Christus, unserem Erlöser!

Schon im Alten Testament richtete sich Gott (mit seinem Heilshandeln) an die "Tochter Zion", an die "Jungfrau" Jerusalem, die das Heil in einem Bund empfangen sollte. Unauslöschlich gehört daher auch zum Neuen und Ewigen Bund, der ja durch das kostbare Blut Christi am Kreuz geschlossen wurde, unauslöschlich gehört also zum Christentum die Bereitschaft, zu empfangen, und die Bereitschaft, mütterlich zu dienen. Darum gehört zur Kirche wesentlich das Bild der hingebungsvollen Magd, der Dienerin, der Braut und Mutter Christi. Es ist das "Marianische" (das "marianische Prinzip") der Kirche, das eben Maria, die Königin des Himmels und der Erde, in vollkommener Weise verwirklichte und verwirklicht. Darum sehen wir in Maria mit Recht das Ur-Bild der Kirche.

Von Anfang an, liebe Andächtige, haben ja die Väter im 12. Kapitel der Geheimen Offenbarung in der Frau, von der Sonne umkleidet, sowohl Maria als auch die Kirche erkannt. So konnte Methodius im 4. Jahrhundert sagen: "Wahrlich, das ist sie, unsere Mutter, die große Frau am Himmel. Das ist sie, die Kirche." (Symp. 8,5) Der hl. Ambrosius sah die Verbindung von Maria und der Kirche Christi vor allem darin, daß sich in der Kirche die jungfräuliche Mutterschaft Marias wiederholt und in ihr weitergeht; denn in der Kraft des Heiligen Geistes empfängt die in ihrem Glauben reine Jungfrau "Kirche" immer neues göttliches Leben und bringt als Mutter neue Glieder Christi hervor. Und weil Maria als Königin des Himmels dabei hervorragend mitwirkt, konnte ihr der Heilige Vater Paul VI. den Titel "Mutter der Kirche" nach dem letzten Konzil von neuem antragen.

Wenn es aber die wesentliche Aufgabe der einen katholischen Kirche ist, Christus aufzunehmen und sein Leben und seine Lehre unfehlbar durch die Geschichte zu tragen, so hat Maria das als erste getan, und somit ist sie als Gottesmutter "Kirche im Ursprung" geworden. Maria ist mir ihrem heilsentscheidenden "Mir geschehe", mir ihrem "Ja-Wort", ein für allemal das bleibende Beispiel für das Wesen der Kirche geworden. Im Glauben nämlich öffnet sich die Kirche als Angerufene der vollen Wahrheit Gottes und unterwirft sich ihrer Forderung. Und wenn dies alles zutrifft, wenn also Maria als wunderbare Jungfrau-Mutter bleibend Urbild der Kirche Christi ist, dann dürfen wir alle, ja dann müssen wir auch die Konsequenzen mit Klarheit erblicken, die jedem von uns aufgegeben sind.

+ Der wahre (marianische) Katholik nämlich empfängt wie Maria alles von oben, sämtliche Gnaden und vor allem die Gnade des wahren katholischen Glaubens.

+ Der marianische Katholik nimmt mit Dankbarkeit das von Christus eingesetzte Petrusamt als Fundament wahrer Einheit und wahren Glaubens entgegen. Der marianische Katholik weiß also um die Sinnlosigkeit, sich irgendein Gottesbild, sich irgendein Kirchenbild selber zu machen oder irgendwelche Prinzipien zu erfinden.

+ Der marianische Katholik weiß auch, daß es in der Liturgie und vor allem beim Heiligen Meßopfer niemals um hektisches Selbermachen geht, sondern zuerst um demütiges Empfangen und um die Herzensaktivität, um die innerste Teilnahme an den heiligen Geheimnissen.

+ Und der marianische Katholik läßt sich auch nicht einreden, daß der Auferstandene ausgerechnet heute nicht mehr die Gnadenkraft für lebenslange Treue schenkt, in welchem Stand auch immer. Der marianische Katholik unserer Tage kann sich daher nicht dem sog. "Kirchenvolksbegehren" anschließen.

"Volksbegehren", dieser Begriff allein weist offensichtlich auf den Irrtum des Demokratismus in Glaubens- und Moralfragen. "Volksbegehren" verweist eben genau auf diesen Krampf des Selberproduzierens, des Selbermachens. "Volksbegehren" verweist auf Verweigerung des Empfangens von oben, von Gott und seinen Hirten. Was hat denn die sog. Stimme dieses "Volkes" schon im Evangelium verlauten lassen: "Was er sagt, ist unerträglich. Wer kann das anhören?" (Joh 6,60) Welche Kategorie ist es also bis heute, mit der alle mit dem Heiligen Vater in voller Einheit stehenden katholischen Bischöfe und Priester mundtot gemacht werden sollen? Hören wir es nicht auch in der veröffentlichten Meinung der Medien: Es ist doch alles einfach völlig unzumutbar! Die Kategorie der Zumutbarkeit, das Kriterium der Unzumutbarkeit soll also den Glauben in seiner umfassenden heiligen Tiefe auf ein ungefährliches und bequemes Maß reduzieren; die christliche Moral soll durch Berufung auf Unzumutbarkeit auf jene Bereiche reduziert werden, die jeder einzelne persönlich angeblich leicht akzeptieren kann. Ein Zumutbarkeitsstrudel des heutigen Menschen, ja auch mancher Katholiken und sogar Priester, der zu folgender ernster Frage führt: Ist nur das offiziell Zumutbare wahr, ist nur das der ach so menschlichen und toleranten Mehrheit Zumutbare wahr? Darf die Wahrheit auch im Bereich der kirchlichen Verfassung und im Bereich der Schöpfungsordnung nur dann gesagt werden, wenn sie angeblich pastoral zumutbar ist? Müssen also all jene Teile der heiligen und unveränderlichen Wahrheit Gottes weggelassen werden, damit ja niemand die Türe zuschlägt? Nach dem Willen Jesu Christi eben offensichtlich nicht - er fragt sogar nach der klaren Lehrverkündigung über seine reale Gegenwart im allerheiligsten Sakrament des Altares: "Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67) Nicht immer holte der Herr also die Menschen dort ab, wo sie sich befanden. Seine Lehre wurde immer wieder als unerhörte Zumutung empfunden.

Wer aber, liebe Andächtige, in der genannten Protesthaltung dieses Kirchenvolksbegehren im vollen Wissen bewußt und absichtlich unterschreibt, stellt sich nicht nur gegen die von Christus gestiftete Verfassung der Kirche, sondern scheint auch einer gewissen Unlogik zuzustimmen. Denn wenn in einer Zeitung (vgl. Standard v. 4. Mai 1995, S. 6) als vorläufige Forderungen des Begehrens genannt werden: "Aufhebung der hierarchischen Zwei-Klassengesellschaft Klerus - Laien", und gleichzeitig die "Zulassung der Frau zu allen kirchlichen Ämtern", so ist dies ganz unlogisch. Wenn die hierarchische Ordnung in solcher Weise "aufgehoben" und damit auch das Sakrament der Weihe in gewisser Weise entleert würde - es wird ja im Text nur noch geredet von "Gemeindeleitern" - dann ist die Forderung nach der Frauenweihe ein doppelter Unsinn, weil ja gar nicht mehr nötig ... Manche sprachen daher sogar davon, daß das "Kirchenvolksbegehren" eine Volksverdummung darstellte.

Besonders schlimm ist dabei die Tatsache, daß die Initiatoren und viele sog. "Berufskatholiken" absichtlich übersehen (wollen), was der Heilige Vater als Stellvertreter Christi auf Erden unwiderruflich und unfehlbar am 22. Mai 1994 ausgelegt und festgestellt hat: "Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben." Die Endgültigkeit dieser Lehre bezieht sich ja nicht nur auf die Zeit des jetzt regierenden Papstes, sondern auf die gesamte Zeit der Kirche bis zur Wiederkunft Christi. Somit ist diese lehramtliche Entscheidung auch von späteren Päpsten oder Konzilien nicht widerrufbar und kommt in der (dogmatischen) Sicherheit und Verbindlichkeit einem feierlich vorgelegten Dogma gleich.

Die Betreiber des "Volksbegehrens" stehen also mit dieser Forderung außerhalb der geoffenbarten Wahrheit und Ordnung der Kirche Gottes. - Manche ungehorsamen Brüder, welche die Etikette "römisch-katholisch" nur noch vorzuheucheln scheinen, um nicht ihre Stellung zu verlieren, müßten wir leider als das sehen, was sie sind, als öffentliche Verführer, vor denen gewarnt werden muß, weil sie das Seelenheil und den wahren Frieden unserer heiligen Kirche massiv gefährden. Jeder Katholik hat nämlich ein Recht auf die Nahrung des wahren Glaubens aus dem Munde des Priesters. Jeder Katholik hat auch das Recht, dort massiv Protest einzulegen, wo Amtsträger den von ihnen früher beschworenen katholischen Glauben mit Füßen treten und so den Heiland durch ihren Modernismus aufs neue kreuzigen. Es ist Gewissenspflicht jedes römisch-katholischen Priesters, mit seinem Lehramt die Irrlehren herumreisender Zerstörer mit Klarheit zu entlarven und so zum Sieg der Wahrheit beizutragen. Entgegen anderer Stimmen muß also die "gute Absicht" verschiedener Plattformen nicht immer angenommen werden.

Liebe Andächtige! Wir wissen, daß Maria, die unbefleckte Gottesmutter, alle Fürbitter- und Mittlergestalten des Alten Bundes überragt als Mittlerin der Gnaden bei Christus. Und trotzdem hat Maria, wie Papst Johannes Paul II. also in seinem Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" vom Mai 1994 hinweist, "nicht den eigentlichen Sendungsauftrag der Apostel und auch nicht das Amtspriestertum erhalten" (Nr. 3), was mit aller Klarheit zeigt, "daß die Nichtzulassung der Frau zur Priesterweihe keine Minderung ihrer Würde und keine Diskriminierung ihr gegenüber bedeuten kann, sondern die treue Beachtung eines Ratschlusses, der der Weisheit des Herrn des Universums zuzuschreiben ist." Der Heilige Vater fährt dann fort: Das Neue Testament und die ganze Kirchengeschichte erweisen umfassend das Wirken von Frauen in der Kirche, als wahre Zeugen Christi in der Familie und im bürgerlichen Beruf oder in der vollkommenen Weihe an den Dienst für Gott. Es handelt sich um heilige Märtyrerinnen, Jungfrauen, Mütter, die mutig ihren Glauben bezeugt und dadurch, daß sie ihre Kinder im Geiste des Evangeliums erzogen, den Glauben und die Überlieferung der Kirche weitergegeben haben.

Lassen wir uns doch nichts von den feministischen Ideologen einreden - der Sohn Gottes ist als Mann Mensch geworden. Christus ist nun aber Urbild des Amtspriesters, der aufgrund seiner Weihe in besonderer Weise den menschgewordenen Gottessohn und sein Erlöserwirken vertritt. Dadurch wurde jedoch das weibliche Element nicht beseitigt, im Gegenteil: Denn der Sohn Gottes wollte seine menschliche Natur nur aus einer Frau annehmen. Die empfangende und mitwirkende Haltung Mariens verkörpert das Idealbild jedes Christen - ob Mann oder Frau - in vollkommenster Weise und bietet zugleich einen Maßstab für die Wirksamkeit der Frau, auch und gerade heute! Jeder von uns nehme sich also wieder den Vorsatz, in aller Demut und in Gottes Ordnung den Glauben und die Liturgie von oben her, von Gott zu empfangen. Diese empfangende Haltung ist letztlich heilsentscheidend. Maria, die immerwährende Jungfrau und Mittlerin aller Gnaden, möge uns dabei immer wieder von neuem helfen. AMEN.


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