Predigt für den 4. Fastensonntag ("Lætare")

Themen: Die vergessene katholische Freude des Ablaßgewinnens

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(Padre Alex)


Liebe Andächtige in Christus, unserem Erlöser!

"Laßt euch mit Gott versöhnen!" (2 Kor 5,20) So ruft uns heute der hl. Paulus zu; und welche echte innere Freude bei denen, die diesen Heilswunsch Gottes annehmen. "Lætare Jerusalem - freue dich Jerusalem." (Jes 66,10) Der vierte Fastensonntag (mit seiner zarten Farbe rosa) wird bestimmt von der Freude über die wahre Versöhnung. Die erste Voraussetzung dafür war, daß uns Gott selbst "durch Christus - seinen ewigen, menschgewordenen Sohn - mit sich versöhnt hat" (vgl. 2 Kor 5,18). Die zweite Voraussetzung für die wahre Versöhnung mit dem himmlischen Vater liegt bei jedem von uns: "Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein." (Lk 15,21) - Nach einer guten Gewissenserforschung ist es immer wieder ein reuevolles und vollständiges Bekenntnis als Voraussetzung für eine gültige und würdige Beichte, mit absolut ernsthaftem Besserungsvorsatz. Dann wird immer wieder gelten: "Jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern"; denn ich war tot und lebe wieder. (vgl. Lk 15 32).

Aber, liebe Andächtige, in den letzten Jahren wurde ein Grund zur Freude immer mehr verschwiegen - immer weniger hörten wir von der Freude des Ablaßgewinnens. Wieviele Gnaden und gute Werke sind verlorengegangen, weil selbst aktive Katholiken nicht mehr wissen, daß und wie sie täglich einen vollkommenen Ablaß der zeitlichen Sündenstrafen gewinnen können? Bedenken wir: "Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen." (Lk 15,13) Wir müssen uns nicht ausmalen, in welch schrecklicher Art der verlorene Sohn vor seiner Heimkehr Gott beleidigt hatte, wie sehr er sich gegen Gott und sich selbst versündigt hatte. Umso tiefere Dankbarkeit wird ihn erfüllen angesichts der vollen Vergebung der Schuld. Wem mehr vergeben wurde, der hat allen Grund zu einer ganz innigen Gottesliebe. Die durch unsere Missetaten Gott zugefügten Frevel müssen aber immer gesühnt werden. Das ergibt sich aus der Natur der Sünde selbst. Jede Sünde ist mit einer Strafe verbunden. Schwere Sünden ziehen die ewige Sündenstrafe nach sich, die bei reuelosem Tod in der Hölle abzubüßen ist, ohne jemals aufzuhören - läßliche Sünden ziehen zeitlich begrenzte Sündenstrafen nach sich, die bei sofortigem Tod durch eine schmerzhafte Läuterungszeit im Fegefeuer abzubüßen sind. Der Todsünder kann auf ordentlichem Wege nur durch eine gültige Beichte der ewigen Sündenstrafe der Hölle entgehen. Volle Vergebung der Schuld, Nachlaß der ewigen Höllenstrafe dank des Beichtsakramentes. "Dein Bruder war tot und lebt wieder" (Lk 15,32). Doch wer von uns meint denn wirklich, daß nach der vollen Vergebung der Schuld in der Beichte die Sünden als Beleidigungen Gottes auch bereits voll gesühnt sind. Denn wie selten ist eine Bekehrung aus solch glühender Liebe, daß nicht einmal mehr eine Sündenstrafe zu verbüßen bliebe (vgl. KKK 1472; DS 1712 f., 1820). Es ist nicht immer das reinste Liebesmotiv: "Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben mehr als genug zu essen, und ich komme hier vor Hunger um." (Lk 15,17) Jeder von uns hat also immer wieder zeitliche Sündenstrafen angesammelt, die wir entweder freiwillig auf Erden abbüßen, durch häufigen Besuch des Sühnopfers der Heiligen Messe, durch Fasten und vermehrtes Gebet, durch Liebeswerke; oder die wir wesentlich schmerzvoller nach dem Tode im Fegefeuer bis zur vollen Läuterung abbüßen. Auf Erden schenkt uns aber die Kirche noch ein zusätzliches wunderbares Mittel, um täglich die zeitlichen Sündenstrafen ganz oder teilweise über Bord zu werfen: den Ablaß.

Doch, liebe Andächtige, wie kann denn nun jeder von uns womöglich täglich dieses Geschenk des vollkommenen Ablasse erwerben: 1. ist die heilige Handlung zu verrichten, die mit einem Ablaß verbunden ist - einige Beispiele werde ich nennen; 2. ist gültig zu beichten, was auch mehrere Tage zurückliegen kann. Ich kann also mit einer heiligen Beichte an vielen weiteren Tagen täglich einen vollkommenen Ablaß gewinnen; 3. ist am Tage der Ablaßhandlung der würdige Kommunionempfang notwendig sowie 4. das Gebet nach Meinung des Hl. Vaters (ein "Vater unser" und ein "Gegrüßet seist du Maria"). Zur Gewinnung eines mit einer Kirche verbundenen Ablasses ist deren andächtiger Besuch notwendig, dabei wird das Gebet des Herrn und das Glaubensbekenntnis gesprochen. 5. ist für den vollkommenen Ablaß auch die Loslösung von jeder bewußten Anhänglichkeit an die Sünde, also die Loslösung von einer wiederholten läßlichen Sünde. Prägen wir uns das gut ein. Ist eine Bedingung nicht erfüllt, so ist auf jeden Fall ein Teil-Ablaß gewonnen, also immerhin der teilweise Nachlaß der verbliebenen zeitlicher Sündenstrafen.

Doch, liebe Andächtige, welche Werke sind es nun, mit denen wir uns einen vollkommenen Ablaß verdienen können? Es sind einige Werke, die viele Katholiken Gott sei Dank sehr oft verrichten, ohne zu wissen, daß sie nur zusätzlich nach Meinung des Heiligen Vaters beten müßten, um einen vollkommenen Ablaß zu gewinnen. Ein vollkommener Ablaß kann ja einmal am Tag gewonnen werden, nur in der Todesstunde ist der Gewinn eines zweiten vollkommenen Ablasses am selben Tage möglich. Nach der aktuellen Ablaßordnung werden beispielsweise folgende Werke und Segnungen mit einem vollkommenen Ablaß belohnt: das Beten des Kreuzweges; das Beten von 5 Rosenkranzgesätzchen in der Kirche auch alleine oder in Gemeinschaft auch außerhalb der Kirche; die halbstündige Besuchung des Allerheiligsten; das halbstündige Lesen und Betrachten der Hl. Schrift; das Gebet "Siehe, o gütigster Jesus" an den Freitagen der Fastenzeit; die Kreuz-Verehrung in der Karfreitagsliturgie; die Erneuerung der Taufgelübde in der Osternacht; der Papstsegen URBI ET ORBI auch am Rundfunk und Bildschirm wiederum am Ostersonntag; das Singen des "Tantum ergo" an Fronleichnam; der öffentliche Weiheakt an das Heiligste Herz Jesu am Herz-Jesu-Fest; der Besuch jeder Pfarrkirche am Portiunkula-Sonntag im August; der Gräberbesuch und das Beten für die Seelen der Verstorbenen in der Zeit vom 1. bis 8. November täglich - dieser vollkommene Ablaß ist ausschließlich den Armen Seelen zuwendbar, auch alle anderen Ablässe kann man immer den Armen Seelen zuwenden. Einen vollkommenen Ablaß gibt es auch am Jahrestag des eigenen Tauftages; beim Fest des Patroziniums; bei der feierlichen eucharistischen Prozession; bei der Teilnahme an einer Erstkommunion und am 31. Dezember beim öffentlichen Gesang des "Großer Gott, wir loben Dich" usw.

So viele Möglichkeiten also, einen vollkommenen Ablaß zu gewinnen. Z. B. also heute nachmittag durch Mitbeten des hl. Kreuzweges oder am Abend durch Beten des hl. Rosenkranzes in der Familie - wie kann ich nun dabei einen vollkommenen Ablaß gewinnen? 1. Durch Beichte, auch wenn sie nicht am heutigen Tage geschieht, 2. durch die würdige Hl. Kommunion am heutigen Sonntag, 3. durch Beten eines "Vater unser" und eines "Gegrüßet seist Du Maria" nach Meinung des Hl. Vaters und 4. durch Loslösung von jeder bewußten Anhänglichkeit an die Sünde. Erfülle ich eine Bedingung nicht, so gewinne ich dennoch immer einen unvollkommenen Ablaß, den ich auch gewinne bei der geistigen Kommunion; bei der Berufsausübung und Ertragung der täglichen Mühen, wenn sie verbunden sind mit einer frommen Anmutung; beim Dienst an Kranken und Notleidenden; bei Erweckung des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und der Reue; beim "Engel des Herrn"; beim Gebet "Seele Christi heilige mich ..."; beim Gebet "Zu Dir, hl. Joseph, nehmen wir unsere Zuflucht ..."; beim Anhören einer Predigt usw. Teilablässe kann ich also jeden Tag zusätzlich unbegrenzt zum täglich möglichen vollkommenen Ablaß erwerben.

Vergessen wir also nie, nach Meinung des Hl. Vaters zu beten, um den Gewinn eines vollkommenen Ablasses zu ermöglichen, den wir auch der Gottesmutter zur Weiterleitung an die ärmsten Seelen schenken können. Und somit, liebe Andächtige, haben wir uns einen wichtigen Grund in Erinnerung gerufen, warum die Kirche immer wieder zur häufigen, zur regelmäßigen Beichte auch der nicht-schweren Sünden aufruft. Nur so können wir häufig unter den genannten Bedingungen einen vollkommenen Ablaß gewinnen. Die Kirche hat die Macht zur Ablaßgewährung aufgrund des unendlichen Wertes, den die Sühneleistungen und Verdienste Christi bei Gott Vater haben. Und zu diesem Kirchenschatz gehören auch die unermeßlich wertvollen Gebete und guten Werke der seligen Jungfrau Maria und aller Heiligen. Freuen wir uns also darüber, daß uns die einzige Kirche Christi mit diesem Verdienstschatz hilft, schmerzhafte zeitliche Sündenstrafen zu tilgen und uns so auch gerade in der hl. Fastenzeit zu Werken der Frömmigkeit, der Buße und der Nächstenliebe anregt. Wir sollten also jeden Morgen die Absicht erneuern, alle uns möglichen Ablässe zu gewinnen. AMEN.


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